Schon allein der Begriff Kritik löst bei uns ein ungutes Gefühl aus. Niemand wird gerne kritisiert und auf die Schwachstellen seiner Arbeit hingewiesen. Natürlich klappt die Umsetzung eines Designprojekts im besten Falle gleich beim ersten Anlauf, doch Design ist nun mal immer subjektiv und daher nie „richtig“ oder „falsch“. Es wird immer durch einen persönlichen Filter erfahren und dieser ist von Mensch zu Mensch verschieden. So kann auch ein Designstudium und jahrelange Berufserfahrung nicht vor Kritik schützen. Während Kritik jedoch ein relativ negativ belastetes Wort ist, bietet sie doch die Möglichkeit daran zu wachsen, wenn sie richtig geäußert und entsprechend aufgefasst wird.
Konstruktive und destruktive Kritik
Wie kann Kritik so formuliert werden, dass der Designer sie so genau wie möglich umsetzt und was sollte vermieden werden?
Wer kritisiert, sollte das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Und das ist nicht, aus reiner Unzufriedenheit mal eben Dampf abzulassen, sondern dem Designer mit einem sachlichen Feedback klare Definitionen zu geben, so dass er durch sofortiges Handeln die gewünschten Optimierungen direkt umsetzen kann. Kritik sollte daher immer präzise und strukturiert sein. Bestenfalls mit konkreten Beispielen unterlegt werden, so dass die Zielsetzung klar ist. Ehrlichkeit ist dabei sehr wichtig, denn beide Seiten haben keinen Nutzen davon, wenn nicht klar ausgesprochen wird, was ge- bzw. missfällt. Trotz Ehrlichkeit, muss der Kritisierende aber darauf achten, keine sensible Grenze zu überschreiten. Persönliche Angriffe und Demütigungen haben in dieser Art von Kommunikation nichts verloren. Das ist jedoch manchmal leichter gesagt als getan, denn wer kritisiert, ist oft auch verärgert über die nicht akkurat geleistete Arbeit. Und wer hat nicht selbst schon mal seinem Ärger so richtig Luft machen wollen? Solch ein lautes Donnerwetter ist einerseits befreiend, andererseits aber relativ unverschämt und man läuft Gefahr, dass der Kritisierte in diesem demütigenden Aufeinandertreffen sein Gesicht verliert.
Der konstruktive Austausch kommt dabei zu kurz und so geht der Designer widerwillig und quasi mit leeren Händen zurück an den Schreibtisch. Dies ist keine gute Grundlage, um im nächsten Schritt ein perfektes Ergebnis abliefern zu können. Weder der Designer noch der Chef bzw. Kunde – je nachdem wer hier das Feedback gibt – kommen auf diese Weise dem Ziel entscheidend näher.
Richtig auf Kritik reagieren
Mit der richtigen Einstellung ist es leichter, mit Kritik umzugehen. Dazu gehört es, offen zu sein für andere oder neue Sichtweisen und die konstruktive Kritik nicht persönlich zu nehmen. Logik statt Emotionen ist hier die richtige Wahl. Man sollte also versuchen, etwas Abstand zu gewinnen und die Möglichkeit nutzen, etwas an der eigenen Arbeit oder sogar Arbeitsweise zu verbessern. Kritik gehört einfach dazu und kann mit einer positiven Einstellung motivieren und helfen Schwachstellen aufzudecken, die man selbst gar nicht so wahrnimmt.
Benötigt ein Projekt zum Beispiel einen Neustart, dann ist es wichtig, noch einmal die Ziele zu besprechen, damit diese klar sind und keine Fragen offen bleiben, denn ist das Ziel nicht klar, dann wird auch das Feedback eher negativ ausfallen. Frage lieber zweimal nach, um sicher zu gehen, damit die Zielsetzung präzise festgelegt ist.
Mach es Dir zur Gewohnheit Dich immer für die Kritik zu bedanken, so zermürbend diese auch sein mag. So hinterlässt Du einen bleibenden Eindruck und die Tür für zukünftiges Feedback bleibt weiterhin offen. Auch wenn sie außerdem Dein Ego verletzt, so ist sie doch auch eine Lektion in Bescheidenheit und hilft Dir auf dem Boden der Tatsachen zu bleiben. Akzeptiere die Kritik und lass Dich dazu herausfordern ein besserer Designer zu werden!
Bei destruktiver Kritik hilft es jedoch nicht, nur ein offenes Ohr dafür zu haben und sich anschließend zu bedanken. Manche Kritiker sind eben auch zu unqualifiziert und unerfahren, um ein wertvolles Feedback abzugeben. Fehlt es an Verbesserungsvorschlägen und einer nochmals klar definierten Zielsetzung, dann muss nachgehakt werden, bis alle Fragen geklärt sind. Bitte um präzisere Aussagen und Beispiele, damit Du ein verwertbares Feedback erhälst, mit dem Du arbeiten kannst.
Do‘s und Don‘ts
Kritik sollte…
• präzise
• subjektiv
• logisch
• klar
• ehrlich
• definiert
• strukturiert
• sachlich
• herausfordernd und antreibend
• konkret
• ruhig und bestimmt
…sein.
Sie deckt die noch bestehenden Schwachstellen auf und ermöglicht sofortiges Handeln. Am Ende sollt eine Zielvereinbarung getroffen werden. Ein Fragenkatalog kann dabei helfen, alle Unklarheiten anzusprechen und zu beseitigen.
Kritik sollte nicht…
• demütigend
• laut
• unverschämt
• scharf
• unsachlich
• provokant
• persönlich
• ungenau/undeutlich
• emotional
• verbittert und schlecht gelaunt
…sein.
Für den Fall, dass der Kritiker in einer Verfassung ist, in der er den Designer nur noch runterputzen möchte, sollte er lieber eine Nacht drüber schlafen, um Abstand zu gewinnen. Wird die negative Kritik nicht schriftlich, sondern mündlich abgegeben, dann sollte sie unter vier Augen stattfinden, damit der Designer nicht vor anderen Kollegen gedemütigt wird. Ohne Verbesserungsvorschläge und mit Kommentaren wie „Gefällt mir nicht.“ oder „Das ist hässlich.“ ist eine Kritik außerdem wenig hilfreich.
Fazit
Mit dem richtigen Feingefühl lässt sich einerseits viel Negatives ausdrücken, ohne dass der Designer sich persönlich angegriffen fühlt und demotiviert wird. Mit der entsprechenden Offenheit und etwas Abstand zur geäußerten Kritik andererseits, kann man als Designer bestimmte verbesserungsbedürftige Bereiche erkennen und optimieren. Konstruktive Kritik hilft, daran zu wachsen. Wichtig ist nur, sich dann nicht auf den eigenen Standards auszuruhen, sondern die Chance zu nutzen und etwas zu verbessern 😉
[…] Das Projekt lebt und stirbt mit dem Feedback. Es bringt nichts, um den heißen Brei zu reden. Wenn Du die Farbe Rot nicht magst, oder keine Spiegelungen in der Schrift sehen willst, dann lass genau das den Designer auch wissen. Feedback konstruktiv zu vergeben, ist aber ebenso wichtig. Einen Entwurf komplett zu verreißen, ohne ein gutes Haar daran zu lassen oder ein einfaches „Gefällt mir nicht.“, trägt wenig dazu bei, den Designer in die richtige Richtung zu führen und ist dazu noch ein extremer Motivationskiller. Ein respektvoller Umgang von beiden Seiten, durch entsprechendes Feedback, ist der beste Weg zum Ziel. So gibst Du konstruktives Feedback. […]