Frau Sonja Schiller, Marketingberaterin von charismo-marketing.de, startete auf designenlassen.de ein Webdesign-Projekt. Wir wollten wissen, welche Erfahrungen sie dabei gemacht hat und welche Tipps Frau Schiller anderen Auftraggebern sowie den Designern geben kann.
Erzählen Sie uns ein bisschen was zu Ihrem Unternehmen und Ihrem Designprojekt?
Hm, wenn Sie erlauben, möchte ich dazu gerne ein bisschen ausholen. Denn für das Designprojekt ist es hilfreich zu verstehen, mit welcher ideellen Motivation ich mich als Marketingberaterin selbstständig gemacht habe. §§§
Als gelernte Werbekauffrau und Fachwirtin für Dialogmarketing habe ich im Laufe meiner Berufsjahre intensiv in den Bereichen Neukundengewinnung, Projektmanagement und Kundenberatung gearbeitet. In meinem Leben als Angestellte ist mir dabei (zumindest theoretisch) oft die bekannte Firmenphilosophie begegnet: „Der Kunde steht bei uns ans erste Stelle“ oder „Bei uns ist der Kunde König“. Klingt gut. Nicht wahr? Ja, das dachte ich auch und wartete hoffnungsvoll darauf, für ein Unternehmen zu arbeiten, indem
Kundeninteressen stärker im Fokus stehen als Chefs- oder Verkaufsinteressen.
Meine Beobachtungen zeigten jedoch, dass vor den Kundeninteressen zuerst noch die Interessen der Unternehmer, Abteilungsleiter und sonstiger Chefs berücksichtigt wurden… „Der Kunde kommt bei uns direkt nach dem oder den Chefs“ klingt aber weitaus weniger attraktiv… Tja, und jetzt bin ich selbst Unternehmerin und versuche es besser zu machen… 😉 Oder zumindest anders. Ob es besser ist, weiß ich erst in ein paar Jahren. Ich versuche, mein Marketing Know-how mit meinen persönlichen Idealen und Wertvorstellungen zu verbinden.
So, und nun zu dem, was ich jetzt tue: Ich verstehe mich als werteorientierte Marketingberaterin und biete meinen Kunden transparente Beratung in allen Belagen rund um ihre Website-Kommunikation. Meine fachliche Spezialisierung liegt darin, potenzielle Kunden bereits bei ihrer Informationssuche in Suchmaschinen (z.B. bei Google) abzuholen und bildhaft gesprochen von da ab an die Hand zu nehmen. Begleitet wird diese fachliche Spezialisierung von meiner persönlichen, visionären Einstellung. In meinem Slogan fasse ich das unter „für gute Werte in Suchmaschinen“ zusammen. Diese Formulierung ist bewusst mehrdeutig gewählt. Zum einen verstehe ich darunter Wertvorstellungen im Sinne von Grundeinstellungen zum sozialen Leben. Und zum anderen meine ich damit leistungsorientierte Kennzahlen. Mein Bestreben ist, sowohl die moralische als auch die wirtschaftliche Werte-Komponente ausgewogen zu bedienen und mit Leben zu füllen.
Meine Website www.charismo-marketing.de spielt bei der Vertrauensbildung und Kundengewinnung eine ganz entscheidende Rolle. Das Design hat die anspruchsvolle Aufgabe, sowohl meine fachliche Kompetenz als auch meine Zuverlässigkeit und meine persönliche Wertewelt (Nähe, Transparenz, Offenheit, Verbindlichkeit etc.) zu transportieren. Das Vermitteln spürbarer Kundenähe und freundlicher Persönlichkeit steht für mich dabei stärker im Fokus als Performance und Wirtschaftlichkeit. Ich weiß sehr gut, dass das gerade im Zusammenhang mit Marketingberatungen sehr ungewohnt und schwer vorstellbar ist. Es sind scheinbar unvereinbare Parameter und damit wird’s erklärungsbedürftig. Das habe ich auch ganz deutlich im Umgang mit den Designern gemerkt.
Wie ist Ihr Projekt gelaufen? Uns ist aufgefallen, dass Sie sehr intensiv mit den Designern kommuniziert haben…
Ja (schmunzel), es war schon eine große Herausforderung, den Designern verständlich zu machen, was mir wichtig ist. Ich möchte einräumen, dass ich mich im Vorfeld schon selbst an ein paar Entwürfen versuchte… Doch die stellten mich keineswegs zufrieden. Ich bin anspruchsvoll und hatte konkrete Vorstellungen davon, wie die Seite wirken sollte. Aber keine blassen Schimmer, wie das grafisch zu erreichen war. Also hoffte ich auf die Kreativität und das Know-how professioneller Designer.
Aufgabe war die Gestaltung der Startseite und einer beispielhaften Unterseite. Die Designer hatten dafür nur 1 Woche Zeit. Das war sehr knapp. Aber ich brauchte dringend eine professionelle Website und konnte mir nicht leisten, noch lange damit zu warten.
Ich hoffte sehr, dass sich trotz der kurzen Zeit ein paar Designer für mein Projekt interessieren würden und ich etwas Auswahl hätte. Mir war klar, dass jeder Designer seinen eigenen Stil hat und gerne den Auftraggeber davon zu überzeugen möchte. Nach meiner Erfahrung mit Grafik-Designern reagieren diese nicht selten sehr sensibel darauf, wenn dem Auftraggeber die Entwürfe nicht gefallen und es dafür keine sachliche Begründung gibt. Deshalb nahm ich mir vor, alle Entwürfe zu würdigen und konstruktiv und ausführlich Feedback zu geben. Das war unerwarteter Weise eine Fulltime-Beschäftigung… 😉
Die Resonanz auf mein Projekt hat mich buchstäblich überwältigt. In einer Woche haben mir die Designer insgesamt sageundschreibe 57 Entwürfe vorgestellt. Es gab natürlich auch einige davon, die nur entfernt zum Briefing passten und überhaupt nicht meiner persönlichen Vorstellung entsprachen. Soweit es meine Kapazitäten zuließen, kommentierte ich jeden Ansatz ausführlich und begründete detailliert, warum mir was gefiel oder nicht gefiel. Offenbar spornte das die Designer an, sich weiter zu engagieren und ihre Entwürfe zu verfeinern. Es fand ein reger und wie ich finde sehr konstruktiver Austausch statt. Ich bekam sehr viele verschiedene Entwürfe, Ansätze und Varianten zu sehen. Unglaublich toll.
Zwei Designer legten sich ganz besonders ins Zeug. Ihre Entwürfe waren sehr unterschiedlich und beide Stile überzeugten mich. Es war ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Mir gefiel, dass beide selbstbewusst ihren eigenen Stil verfolgten, überzeugend argumentierten und nicht voneinander abkupferten.
Am Ende musste ich mich entscheiden. Das war wirklich schwer. Und ich entschied mich dann für denjenigen, der mir frecher und mutiger erschien. Wegen technischer Probleme und Zeitdruck, habe ich auch beim Zweitplatzierten nachgefragt, ob er bereit sei, mir seinen Entwurf zu verkaufen. Der zeigte sich sehr sportlich und entgegenkommend. Sein Design wurde schließlich umgesetzt. Es war nur fair, dies auch im Projekt bekannt zu geben, fanden wir. So kam es zu der ungewöhnlichen Situation, dass ZWEI Gewinner gekürt wurden. Vielen Dank nochmal an euch von designenlasen.de, dass ihr diese Ausnahme zugelassen habt!
Der klassische Weg ist ja die Direktbeauftragung eines einzelnen Designers – warum haben Sie sich für eine Ausschreibung nach dem Crowdsourcing-Prinzip entschieden?
Das ist leicht zu beantworten. Als Existenzgründerin hatte ich nur ein sehr kleines Budget. Bei einem einzelnen Designer hätte ich bei weitem nicht so viele Vorschläge für 400,- € bekommen. Und vermutlich auch nicht so unterschiedliche Stilrichtungen. Selbst wenn mir ein Designer einen derart guten Preis angeboten hätte, hätte ich mich mit dem Äußern meiner zahlreichen Änderungswünsche schwer getan. Bei dem Wettbewerb war ich freier. Jeder wusste, dass es am Ende nur ein Gewinner-Design geben würde. Jeder einzelne Designer hat absolut freiwillig und vom Ehrgeiz angespornt seine Entwürfe hochgeladen. Da bestimmt nicht ein Vertrag die Zusammenarbeit, sondern die Zusammenarbeit entscheidet über den Vertrag. Hier setzt sich kundenorientierte Qualität durch. Ein System, dass ich ehrlich, fair und überzeugend finde.
Wie sind Sie mit dem Ergebnis zufrieden?
Die Designvorlage war sehr gut. Sie ließ sich nahezu vollständig programmieren. Es waren nur ganz wenige Anpassungen nötig. Das habe ich auch schon anders erlebt. Hier ist klar, der Designer wusste, was technisch machbar ist und was nicht.
Grundsätzlich gilt bei mir sowieso, dass ich immer wieder Ideen zur Optimierung habe und Varianten ausprobieren möchte. Glücklicherweise gelingt es mir inzwischen, nicht all diesen Ideen nachgeben zu wollen. Meine Website ist mit Contao (früher hieß es Typolight), einem supertollen Content Management System (CSM), programmiert. Das Programm ist so flexibel, dass ich noch genug Freiraum habe, auch an gestalterischen Elementen herumzubasteln, ohne den Gesamteindruck zu stark zu verändern. Aber das ist ein anderes Thema.
Was hat bei Ihnen den Ausschlag für die Gewinnerentwürfe gegeben? Können Sie unseren Designern vielleicht ein paar Tipps geben?
Die Gewinner haben sich wirklich mit meiner Idee und meinen Wünschen auseinander gesetzt. Sie haben versucht, mich zu verstehen und meine Wünsche umzusetzen. Der eine hatte von Anfang an mein Konzept verstanden und sogar um eigene großartige Impulse ergänzt. Das hat mir ausgesprochen gut gefallen und auch imponiert. Der andere brauchte zwar mehr Anläufe, blieb aber fleißig am Ball und wurde nicht müde, immer wieder neue Entwürfe vorzulegen. Die Designer der beiden Gewinner-Entwürfe sind also völlig unterschiedlich vorgegangen.
Mir war wichtig, dass die Designer meine Idee verstehen, die mit dem Design transportiert werden soll. Ich denke, wer das Briefing aufmerksam liest und ernsthaft versucht, den Auftraggeber zu verstehen, hat bereits sehr gute Chancen, den Auftrag zu gewinnen.
Und in der Diskussion um die Entwürfe empfehle ich, fair zu bleiben, sachlich zu argumentieren und freundlich konstruktives Feedback einzufordern, falls es nicht automatisch kommt. Ich persönlich empfinde es als sehr unattraktiv, unangenehm und unprofessionell, wenn Designer die Entwürfe anderer schlecht machen. Das ist ruck zuck ein K.O.-Kriterium für den Lästerer… Dazu sollte sich kein professioneller Designer hinreißen lassen.
Welche Tipps würden Sie unseren Auftraggebern geben – was hat Ihr Projekt so erfolgreich gemacht?
Es ist wichtig, den Designern möglichst klar verständlich zu machen, was einem als Auftraggeber bei dem Designprojekt wichtig ist. Je konkreter die Formulierung, umso hilfreicher ist sie für den Designer. Formulierungen wie z.B. „es soll schön werden“ sind sehr vage und lassen sehr viel Raum für eigene Vorstellungen. Ich selbst hatte mal die Situation, dass ich für einen weihnachtlichen Prospekt briefen sollte. Und unter „weihnachtlichen Farben“ hatte ich ganz selbstverständlich warme Töne mit Rot und Gold vor Augen. Die Grafikerin hatte eher kühle Farben, nämlich Blau und Silber kombiniert. Auch das ist weihnachtlich. Ich hatte meine Vorstellung nicht klar genug ausgedrückt und wir hatten eine Korrekturphase, die für beide Seiten frustrierend, vor allem aber vermeidbar war.
Ich empfehle daher jedem Auftraggeber, wenn er konkrete Vorstellungen hat, diese möglichst präzise zu formulieren. Das ist manchmal extrem schwer, weil wir so vieles für selbstverständlich halten. Doch selbstverständlich ist so gut wie nichts.
Wenn die ersten Entwürfe hochgeladen werden, geben Sie so viel konstruktives und präzises Feedback, wie nur möglich. Beim Feedback zu den ersten Entwürfen stellen Sie bereits die Weiche, in welche Richtung, sich die weiteren Entwürfe entwickeln und ob es überhaupt weitere Entwürfe gibt.
Aufmerksame und ehrgeizige Designer wissen konstruktives Feedback zu schätzen und umzusetzen. Für den Auftraggeber bedeutet kontinuierliches und konstruktives Feedback eine deutlich spürbare Steigerung in der Qualität der Entwürfe.