Designer haben beim Kontakt mit der übrigen Welt häufig ein Problem, das auch Künstler kennen. Dort lautet der Spruch „Ist das Kunst, oder kann das weg?“. Da Design meist mit einer Kostenfrage verknüpft ist, heißt es bei Designern oft: „Für die beiden Striche soll ich auch noch bezahlen?“. Wir zeigen Dir in diesem Artikel, wie Designer und Normalos die Welt sehen und hoffen, damit zu einem friedlicheren Miteinander mit mehr Empathie beitragen zu können. Shalom, Salam und Pace!
Wer als Normalo nicht weiß, wie Designer ticken, sollte die Gelegenheit nutzen und sich mit einem solchen unterhalten, wenn er die Chance dazu hat. Gleiches gilt für Designer. Sie sollten zwischendurch von ihrem iMac aufsehen und hinab in die Gefilde des Profanen tauchen. Welche gegensätzlichen Welten sich auftun, zeigen Debatten, die immer wieder in der Öffentlichkeit geführt werden.
Eine sehr prominente Debatte fand im Jahr 2012 statt, als bekannt wurde, dass die Stadt Düsseldorf 150.000 Euro für ein neues Corporate Design ausgegeben haben soll. Sofort war Springers Haus- und Hofblatt mit den vier großen Buchstaben zur Stelle und prangerte die Kosten an. Das Ergebnis der Werbeagentur war ein Doppelpunkt mit einem großen „D“, ganz in Rot gehalten, also :D. Vielfach wurde gescherzt, dass es sich dabei wohl um die vermutlich teuersten Satzzeichen handelt, pro Stück 75.000 Euro. Doch damit ist schon das gesamte Dilemma des modernen Designs in einer Posse ausführlich dargestellt. Um das Ganze anschaulicher zu machen, stellen wir an diesem Beispiel den Blick von Designern dem Blick von Normalos gegenüber:
Das neue Logo der Stadt Düsseldorf

©Screenshot/facebook.com/duesseldorf
mit Designerbrille | mit Normalobrille |
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Im Sommer 2016 wurde das neue Markenlogo von Mastercard präsentiert. Die Designerwelt war sich einig. Laut einem Bericht der Werben und Verkaufen waren Design-Experten verzückt.
Auch dieses Designprodukt lässt sich mit der Designer- und der Normalobrille betrachten.
Relaunch des Logos von Mastercard

©Mastercard
mit Designerbrille | mit Normalobrille |
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Die Meinungen stammen teilweise aus dem Artikel der WUV. (Quelle)
Um den gesamten Konflikt zwischen Designern und Nicht-Designern auf eine etwas allgemeinere Ebene zu heben, haben wir hier gängige Designelemente und die jeweilige Bedeutung dargestellt.
Designelement oder Sachverhalt | Designer | Nicht-Designer |
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Farben
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Wichtiges Werkzeug, um Emotionen zu wecken, die Corporate Identity zu entwickeln, Kundenbindung zu schaffen oder Vertrauen zu fördern. Die Farbwahl erfordert längere Überlegungen, da sie entscheidend für Kaufprozesse und die Markenbildung ist.
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Die Farbe gefällt mir oder gefällt mir nicht. |
Schriftarten | Die Typografie ist entscheidend für die Charakterisierung und die Ausrichtung des Unternehmens. Die Schriftart trägt dazu bei, Unternehmen jung, dynamisch, vertrauensvoll, zielorientiert, nachhaltig, innovativ, umweltbewusst, als Vorreiter, als Nummer 1, selbstbewusst, exklusiv, elegant oder langlebig darzustellen. Mit der Schriftart richten wir uns an die Zielgruppe, an Frauen zwischen 23 und 24 Jahren, die in einer festen Beziehung leben und gerne US-Serien schauen, wir wählen passende Schriftarten für gut verdienende Männer, die gerne heimwerken und grillen, zwischen 40 und 45 Jahre alt sind und zwei Kinder haben. Ist die falsche Typografie gewählt, ist alles verloren. | Comic Sans = witzig Arial = seriös Courier = Zeitung, lustig, das sieht ja wie Schreibmaschinenschrift aus, alles andere: Gibt es da Unterschiede? |
Schattierung | Sie verleiht dem Logo oder dem Design die nötige Tiefe und schafft Tiefgründigkeit, Seriosität und Leichtigkeit. Richtig eingesetzt wirken Schattierungen nachhaltig und befördern das Vertrauensverhältnis im Customer-Relationship. | Da hat sich die Druckerei vertan. Da ist irgendwie ein Schatten dazugekommen… |
Photoshop | Einfach nur ein weiteres Arbeitsgerät. | Das Wunder der Technik. Da sehen selbst meine Eltern nach der Autokorrektur zwanzig Jahre jünger aus. Ich übrigens auch. |
Apple | Gibt es noch andere Marken? | Ich kaufe meinen PC bei Aldi oder Mediamarkt. Ich zahle doch nicht für einen Namen. |
Logos | Lange Prozesse kreativer Arbeit, die Tage, Wochen oder Monate beanspruchen können. | Da setzt sich einer mit seinem PC hin und klickt zwei Mal. Fertig. Das können doch heute eh alle. |
Zeichenabstände | Wichtige Aspekte für die Positionierung der Marke und der damit verbundenen Ziele und Emotionen. | Bei dem Logo ist wohl jemand zwei Mal auf die Leertaste gekommen. |
Corporate-Designs | Lange Entscheidungsprozesse mit Vorschlägen, Überlegungen, Diskussionen. Lange Diskussionen über Budgets, Pitches, Überstunden und Präsentationen. | Da setzen sich zwei mit einem PC hin und klicken drei Mal. Fertig. Das können doch heute eh alle. Brainstorming haben damals auch in der Schule gemacht, bei Herrn Müller in der 9a. |
Bezahlung | Meist zu wenig, weil es doch viel mehr Aufwand war als kalkuliert. | Immer zu viel. |
Fazit
Wie immer mag auch hier die Wahrheit irgendwo dazwischen liegen. Wenn wir aber bedenken, dass zu einer Diskussion immer zwei gehören und sich auf der Welt immer ein Deckelchen für das Töpfchen findet und umgekehrt, werden auch bei Designern und Normalos immer die zusammenfinden, die zusammengehören. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein Design aus dem Baukasten oder um einen Designentwurf aus zwei Buchstaben für eine halbe Million Euro handelt.