Vergangenen Montag hatten wir die Gelegenheit unser Unternehmen Designenlassen.de beim Symposium Volkssport Design vorzustellen. Thema war die aktuelle Lage der Design-Profession und der derzeitige Wandel, beispielsweise durch Crowdsourcing-Portale wir designenlassen.de oder jovoto. Die starke Resonanz (400 Teilnehmer!) zeigt, dass die Organisatoren mit der Themenwahl den richtigen Riecher hatten.
Organisiert wurde die Veranstaltung von der Kunsthochschule Berlin Weißensee und dem AGD. Für die hervorragende Organisation und Moderation Waren von Prof. Dr. Herbert Grüner und der freie Autor und Designer Florian Alexander Schmidt verantwortlich. Das Fontblog war so nett eine Live-Berichterstattung zu machen.
Ich gebe zu, dass ich mit einem mulmigen Gefühl nach Berlin gefahren bin. Schließlich waren unter den Ko-Referenten einige entschiedene und offene Gegner des Konzepts von designenlassen.de. Mitveranstalter war ja außerdem der AGD, der sich bislang immer offen als Gegner von Design-Crowdsourcing-Portalen bekannt hat. Es war sozusagen für mich so etwas wie die Höhle des Löwen…
Zu allem Überfluss stand ich dann auch noch 2 Stunden in einer Autobahn-Vollsperung bei Dessau und verspätete mich um etwa eine Stunde. Mein Dank geht an Bastian Unterberg von Jovoto, der zum Glück einsprang und seine Präsentation vorzog. Ziemlich abgehetzt begann ich meinen Vortrag nachdem ich meinem Rechner vor versammelter Mannschaft noch 3 Minuten beim Hochfahren zusehen musste 🙂 Privat bin ich genau aus diesem Grund Mac-User!
Im Anschluss waren dann Prof. Torsten Stapelkamp, AGD und Sabine Zentek von FIDIUS – Faire Designwettbewerbe e.V an der Reihe. Beide haben unser Portal massiv kritisiert, wobei Frau Zentek hart aber sehr konstruktiv in Ihrer Kritik war, ihr ging es ganz offensichtlich nicht um eine polemische Grundsatzdiskussion sondern um die Feinheiten und die ausgewogene Ausgestaltung der Urheberrechtsfragen. Ich habe mir zahlreiche Notizen gemacht und sicherlich wird sich unser Konzept in diesem Punkt noch weiterentwickeln. Herr Stapelkamp war weniger konstruktiv und schoss für meinen Geschmack mit seinen Äußerungen über das Ziel hinaus. Bei allen inhaltlichen Differenzen sollte man meiner Meinung nach die gute Kinderstube und den Respekt seinen Mitmenschen gegenüber nie vergessen… Vor allem als Professor und Vertreter von Institutionen wie der FH-Hof und dem AGD.
Die Veranstaltung war ein großer Erfolg, denn sie hat die Diskussion zu wichtigen Fragen der Design-Branche angestoßen und die verschiedenen Perspektiven aufgezeigt. Ich persönlich konnte von vielen Beiträgen profitieren und habe gute Denkanstöße bekommen!
Was noch zu sagen wäre:
- Mir hat die Perspektive eines Auftraggebers gefehlt, beim nächsten Mal sollte unbedingt ein Auftraggeber von Designprojekten eingeladen werden.
- Wolfgang Beinert ist ein beeindruckender Typ und hat einen super Vortrag gehalten. Besonders gut fand ich die Gegenüberstellung von seinen persönlichen Wünschen und der aktuellen Branchensituation und sein Statement „Gott hat einen großen Tiergarten – die Frage ist, wo ich mich positionieren möchte“
- Malte Christensen von http://kopfbunt.de/ weiß, wie man sich im Web 2.0 als Experte positioniert und gibt dieses Wissen gerne weiter – danke für den guten Vortrag, Malte!
- Bastian Unterberg von Jovoto ist ein richtig netter Kerl, es ist immer nett den Macher hinter einer Webseite zu treffen 😉
Bis zum nächsten Mal – es ist noch genug Gesprächsstoff für eine weitere Veranstaltung vorhanden.
Dieser Artikel wurde verfasst von Michael Kubens, Geschäftsführer designenlassen.de
Moin Michael,
ich hatte dir ja bereits nach dem Vortrag schon gesagt, dass ich es sehr gut fand dich dort anzutreffen. Es war richtig den Designern zu zeigen, dass grad etwas passiert und das es für viele schwierig werden könnte, wenn sie jetzt die Hände in den Schoß legen. Ich denke es wurde auch ein wenig viel Schwarz-Weiß-Malerei betrieben in Bezug auf die Plattformen designenlassen.de und jovoto.de.
Ein kleiner Hinweis an dieser Stelle: Es ist ja nicht so, dass z.B. studierte Designer erst seit Erscheinen eurer Plattformen schlecht bezahlt werden oder um Aufträge kämpfen – Es gibt sehr viele, die erstmal mit einem niedrigen Lohn oder Praktikanten-Status in einer Agentur antreten, um sich einen Namen in den Lebenslauf zu schreiben. Diese Strategie halte ich ebenfalls nicht für haltbar, wenn ich als Designer von meinem Beruf existieren möchte.
Crowedsourcing ist die logische Konsequenz aus einer generellen Entwicklung, die nicht nur die Designbranche betrifft. Wer das nicht spätestens jetzt erkannt hat, der hat bald ein Problem. Aufzuhalten ist es nicht, sondern ich muss um am Markt existieren zu wollen, bzw. Erfolg haben zu wollen mich klar abgrenzen und noch wichtiger: Ich muss etwas dafür tun!
Ich halte es trotzdem für wichtig, dass ihr euren Ansatz überdenkt und nicht ‚ausbeutet‘ nur weil es so viele andere auch machen oder der Markt es grad zulässt. Ich bin gespannt, ob den ‚Notizen‘ Taten folgen und was sich in Zukunft bei designenlassen.de verändert.
Vielen Dank an dieser Stelle für deine Präsentation und es war nett dich persönlich kennengelernt zu haben.
bye, Malte
Hi Michael,
Freut mich, dass du die Höhle des Löwen so gut gemeistert hast.
Viele Grüße vom anderen Ende der Welt