Wer kennt sie nicht? Die typischen Charaktere einer Werbeagentur, die einem beim Betreten selbiger sofort mit ihren Besonderheiten ins Auge stechen. Der berühmte Kosmos der Werbebranche wäre ohne ihre liebenswerten Macken ein anderer, und nicht halb so spannend. Diese Kreativköpfe sind immer einen genaueren Blick wert. Natürlich wie immer ohne Gewähr auf Richtigkeit – und Ernsthaftigkeit.
Der Chef
Der Chef hat immer Recht. Natürlich, sonst wäre er auch nicht der Chef. Seine Führungsqualitäten manifestieren sich oft in spontan einberufenen Teammeetings, ansonsten mangelnder Anwesenheit und dem trendigen Tragen von Poloshirts oder Mokassins. Ohne ihn läuft nichts, mit ihm aber auch nicht. Er ist der Meister über das Chaos und hat alles im Griff. Zumindest das was er mitbekommt, wenn er sich mal blicken lässt. Aber an sich kann man mit ihm über alles reden. Meistens.
Die Projektmanagerin
Sie kann alles, und das auch noch gleichzeitig. Multitasking ist für sie normal, neben dem Kunden am Telefon und der halb fertigen Rechnung am Computer, schafft sie es zeitgleich noch, neue Aufgaben ans Team zu verteilen. Sie streitet mit Kunden knallhart über offene Zahlungen und tröstet nebenbei fürsorglich die zarten Seelen der kreativen Kollegen. Wie einst in der Schule die Vertrauenslehrer, flattert sie immer um alle herum und leitet organisatorisch die Geschicke der Agentur, auch wenn das manchen erst auffällt, wenn sie doch einmal krank ist.
Der Art Director
Der Herr über die Designerschar, über die kreativen In-die-Luft-Schauer, ist sich seiner gehobenen Position durchaus bewusst und trägt sie mit Stolz und Würde. Nur selten passieren ihm kleine Ausrutscher in Sachen Fairness, aber hey, er ist ja auch kein Pädagoge, sondern Grafiker. Nachtschichten des Nachwuchses sind okay, die hat er ja auch einst machen müssen. Und ein bisschen Strenge hat auch noch keinem geschadet. In Teammeetings brilliert er mit seinem ausführlichen Fachwissen zu wichtigen Themen wie: Ist das O zu rund oder zu oval, und wie wirkt es dadurch? Aber an sich ist der Art Director, kurz AD, auch ein netter Typ, mit dem man immer nach Feierabend ein Bierchen trinken kann und über das Leben quatschen kann. Also das Agenturleben, Privatleben gibt’s ja keins.
Der Programmier-Nerd
Der wohl klassischste Nerd, der uns auch schon aus der Fachliteratur geläufig ist, findet in der Werbeagentur seinen natürlichen Lebensraum. Er nennt sich Coder, Entwickler oder Programmierer und hat das große Talent, komplett das Gefühl für Raum und Zeit zu verlieren und in seiner Arbeit zu versinken. So etwas Alltägliches wie Mittagspause oder Kollegensmalltalk sind nichts für ihn, dafür hat er keine Zeit. Er zieht lieber die Kapuze seines Hoodies über den Kopf, scannt Stunde um Stunde mit seinen Terminator-ähnlichen Augen den Code nach Fehlern ab. Die immensen Mengen an Kaffee, die er statt Essen oder Tageslicht konsumiert, helfen ihm sämtliche ernsthaften Probleme der Agentur alleine zu lösen, auch wenn er dafür nicht im Rampenlicht stehen möchte. Nebenbei muss er sich mit verträumten Grafikern herumstreiten, die nicht verstehen können, dass Sachen entweder 0 oder 1 sind und es auch im Web Grenzen der Machbarkeit gibt, auch wenn er das eigentlich selbst nicht wahrhaben will.
Der SEO-Spezialist
Er ist der Profi, er hat es drauf. Was genau aber eigentlich? Der SEO-Spezialist ist der geborene Autodidakt und fuchst sich in Themen ein, die außer ihm keiner versteht. Sein Vorteil, denn so kann er alles, was er weiß oder nicht weiß, an den Mann bringen. Im sich schnell verändernden Dschungel des Webs ist er stets bemüht, dem Kunden ein technisch anspruchsvolles Konzept zur Suchmaschinenoptimierung zu vermitteln. Schwierig ist nur, dass er dabei selten aus seinem überschaubaren SEO-Universum mit Keywords und Backlink-Netzwerken herauskommt und den ganzheitlichen, heute irgendwie notwendig gewordenen Kommunikationsansatz vergisst. In der Zwischenzeit hat der Kunde aber immerhin eingesehen, dass dieses Internet, von dem immer alle reden, wichtig sein muss.
Die Praktikantin
Sie ist das wahre Multitalent der Agentur. Immerhin muss sie sich in kürzester Zeit in alle Bereiche einarbeiten und übernimmt eine Vielzahl an unterschiedlichen Aufgaben. Sie bastelt, klebt und schneidet, wenn sich die Designer zu schade dafür sind; sie zeichnet eifrig Scribbles und gestaltet auch die eintönigsten Anzeigen mit Hingabe. Sie twittert auf dem Unternehmens-Account und kümmert sich liebevoll um den Facebook-Auftritt, sie stellt Fotos auf Instagram und versucht den Chef für Pinterest zu begeistern. Wer ist hier nun der Social Media Manager? Fleiß hat aber auch seinen Preis: Die viele Stunden gemütliches Surfen im Internet werden natürlich auf „Recherche“ gebucht. Und wer nicht anständig bezahlt wird, hat eben mehr Pausen als andere.
Der Hund
Jede Agentur hat mindestens einen Hund. Das ist Pflicht, weil es cool und modern wirkt und optisch gut in die Inneneinrichtung passt. Außerdem bewirkt das gelegentliche Streicheln und Spielen mit dem Vierbeiner Wunder in Sachen Motivation und gute Laune. Vom quirligen Terrier, der alles ankläfft was sich bewegt, über den stets schlafenden und nur gelegentlich pupsenden Basset bis hin zum hünenhaften Neufundländer, der mit einem Blick aus seinen dunklen Augen die hitzigsten Gemüter wieder beruhigt ist alles vertreten. Zudem wirken Hunde gesprächsfüllend, vor allem wenn kaum einer Freizeit oder gar Kinder hat, von denen man jede Kleinigkeit ausführlich erzählen könnte.